Tag 8

das Wichtigste im Busch

Völlig übermüdet werden wir am nächten Morgen zum Airport gefahren. Irgendwie verloren stehen unsere Miniflugzeuge am Rand des Rollfeldes. Ich ertappe mich bei einem stummen Zwiegespräch mit dem Flugzeug. Etwas peinlich berührt muss ich mir eingestehen, dass die Erlebnisse der vergangenen Tage ein persönliches Verhältnis zu meinem Flugzeug aufgebaut haben. So müssen sich Leute vergangener Jahrhunderte gefühlt haben, die mit ihrem Pferd in der Wildnis unterwegs waren – immer aufeinander angewiesen.
Das morgendliche Ritual beginnt. Taschen und Rucksäcke werden verstaut. Irgendwie hat gestern alles besser hinter die Sitze gepasst?! Das Gepäck scheint von Tag zu Tag mehr zu werden. Warum eigentlich?

Böses Erwachen beim Außencheck, - meine Maschine hat links einen Plattfuß. Es ist nicht das erste Mal. Mit wenigen Handgriffen ist das Rad ausgebaut, der Schlauch gewechselt. Die Kontrolle der Reifendecke ergibt eine Vielzahl von Dornenspitzen, die sich wie Nadeln durch den Gummi gebohrt haben. Ich erinnere mich daran, dass ich in Nampula etwas vom Rollweg abgekommen- und durchs Gras gerollt bin. Es sind diese garstigen dreizackigen Dornen die es hier überall gibt. Bei denen ragt eine Spitze immer nach oben.

Nach dem Tanken, der Flugplan-Aufgabe und „Weather Check“ erkundigen wir uns nach der Beschaffenheit von Ausweichplätzen auf der 450nm langen Route nach Polokwane (ehemals Pietersburg). Wer könnte es besser wissen als der südafrikanische Pilot eines Buschfliegers. Wir fragen ihn. Die genannten Plätze haben keine Kennung. Wir berechnen die Koordinaten aus der Karte und geben diese ins GPS ein. Nach dem Ausfüllen unzähliger Zollpapiere in 4-facher Kopie folgt ein bürokratischer Hürdenlauf wg. fehlender Stempel durch alle Amtsstuben des Flughafens. Dabei lernen wir alle „stempelberechtigten Personen“ am Airports kennen, die sich (zu) viel Zeit für uns nehmen. Etwas genervt dürfen wir nach 2h endlich Richtung Süden starten.

Es geht 70nm an der Küste entlang. Bei Mambone drehen wir nach rechts und fliegen 120nm am Rio Save entlang. In 100ft GND fliegen wir über das teilweise trockene Flussbett. Die Wasser führenden Stellen sind von Flusspferden besetzt. In respektvollem Abstand zu den Hippos toben Kinder im Wasser herum. Frauen waschen Kleidung im Fluss. Eine Horde Affen hockt auf den Überresten einer Brücke. Wahrscheinlich verlangen sie Wegezoll von den Ziegen die über die Ruine balancieren. Fast unsichtbar unter Mopane Büschen und dem Dach großer Baobab Bäume versteckt, tauchen kleine Siedlungen neben dem Flugweg auf. Mit Mühe lassen sich Rundhütten und kleine Maisfelder erkennen. Auf verschlungenen Wegen sind Frauen von und zur Wasserstelle unterwegs. Ihre Fahrräder sind unter den vielen Plastikkanistern kaum sichtbar. Eine Strasse ist weit und breit nicht zu entdecken. Wie erreichen die Menschen den nächsten Marktflecken, die nächste Stadt? Es bleibt ein Rätsel.

ganz schön heiß hier

Trotz aller geöffneter Lüftungsklappen und –Schlitze ist es drückend heiß im Flieger. Die Sonne knallt durch die Plexiglaskuppel und irgendwie versucht auch der Rotax seine Wärme im Cockpit loszuwerden. Ich beneide die Kinder im Wasser. Eigentlich könnte man hier im trockenen Teil des Flussbetts landen. Der Untergrund sieht Vertrauen erweckend fest aus. Schnell verdränge ich den Gedanken und trinke 3 Tage altes Mineralwasser. Es ist 30° warm und schmeckt nach Plastik. Den Rest schütte ich mir unter die Schirmmütze. So lässt es sich eine Weile aushalten! Unser Italiener und mein CoPilot Vincenzo erzählt Geschichten von Napoli und beginnt lauthals zu singen und Mundharmonika zu spielen. Das hebt die Stimmung. Vom Funkverkehr der anderen Maschinen hören wir nichts mehr.

Träge windet sich das Flussbett unter uns bis nach Massangena. Der Wasserstand des Rio Save scheint anzusteigen. Kleine, völlig überladene Lastkähne und Einbäume kreuzen unseren Weg. Brücken gibt es nur wenige. Die Kulisse eignet sich bestens für eine Fotosession. Wir bitten Martin, den Piloten der Lambada und Rainer mit der Flamingo um einen langsamen Vorbeiflug. George und Richard verfolgen das Schauspiel uns aus ihrer Samba hinter uns. Wir fliegen eine Weile dicht nebeneinander und fotografieren was das Zeug hält. Ein Hoch auf die digitale Fotografie! So schnell wie die Bilder entstehen sind sie auch wieder gelöscht.

In Massangena verlassen wir das Flussbett, steigen auf 1000ft GND und fliegen 230°/110nm Richtung Pafuri zur südafrikanischen Grenze. Wir fliegen über dünn besiedeltes Gras- und Buschland aus dem runde, glatte Granitfelsen wie die Rücken von Urzeitriesen ragen. Nur zwei Strassen führen durch das riesige Gebiet der Provinz Gaza. Für den Notfall haben wir Chitanga, 50nm südwestlich von Massangena ins GPS eingegeben. Dort soll es eine alte 500m lange Grasspiste geben.

 

Träge windet sich das Flussbett unter uns bis nach Massangena. Der Wasserstand des Rio Save scheint anzusteigen. Kleine, völlig überladene Lastkähne und Einbäume kreuzen unseren Weg. Brücken gibt es nur wenige. Die Kulisse eignet sich bestens für eine Fotosession. Wir bitten Martin, den Piloten der Lambada und Rainer mit der Flamingo um einen langsamen Vorbeiflug. George und Richard verfolgen das Schauspiel uns aus ihrer Samba hinter uns. Wir fliegen eine Weile dicht nebeneinander und fotografieren was das Zeug hält. Ein Hoch auf die digitale Fotografie! So schnell wie die Bilder entstehen sind sie auch wieder gelöscht.

In Massangena verlassen wir das Flussbett, steigen auf 1000ft GND und fliegen 230°/110nm Richtung Pafuri zur südafrikanischen Grenze. Wir fliegen über dünn besiedeltes Gras- und Buschland aus dem runde, glatte Granitfelsen wie die Rücken von Urzeitriesen ragen. Nur zwei Strassen führen durch das riesige Gebiet der Provinz Gaza. Für den Notfall haben wir Chitanga, 50nm südwestlich von Massangena ins GPS eingegeben. Dort soll es eine alte 500m lange Grasspiste geben.

Unsere Formation zieht auseinander. Irgendwann verlieren wir den Sichtkontakt zu den anderen Maschinen. Etwas später fällt das GPS aus und ignoriert alle Versuche der Wiederbelebung. Nun ist Koppelnavigation mit Karte und Kompass angesagt. Unter Beachtung der Ortsmissweisung fliegen wir weiter 230°. Die Landschaft unter uns ist menschenleer. Auffällige Wegpunkte existieren nicht oder sind in der Karte nicht verzeichnet. Unbehagen macht sich breit. Was passiert wenn wir hier runter müssen?
Als Auffanglinie nutzen wir den Limpopo. Von der aktuellen Position (der letzten per GPS) müssen es noch 80nm bis dorthin sein. Wir beschließen in Pafuri zu landen, sollten wir bis zum Limpopo keinen Kontakt mit den anderen Flugzeugen unserer Formation erhalten. Lt. South African Aviation Directory ist Pafuri offiziell geschlossen, die Benutzung auf eigenes Risiko ist erlaubt. Was will man mehr? Wir können den Platz eigentlich nicht verfehlen. Die 900m Piste liegt direkt am Limpopo. Der Blick auf die Tankanzeige erzeugt Gelassenheit. Wir haben ausreichend Sprit und der Rotax ist sparsam.
Einige Meilen nördlich des Limpopo überfliegen wir Bahngleise. Irgendwas stimmt nicht an diesem Bild. Wir gehen runter auf 200ft GND und trauen unseren Augen nicht. Neben dem Gleis stehen und liegen die Überreste mehrerer Dampflokomotiven und Waggons. Es sieht so aus als wären diese während des Bürgerkrieges zerschossen- und einfach liegengelassen worden. Als der Limpopo bereits in Sicht ist, treffen wir auf die anderen Flugzeuge unserer Formation und setzen den Flug gemeinsam fort.

 

viel Platz ist hier nicht zum Landen

Südlich von Pafuri überfliegen wir in 8500ft das fast vollständig ausgetrocknete Flussbett des Limpopo und die Grenze nach Südafrika. Wenige km nördlich von uns liegt die Grenze zu Zimbabwe. Vom nördlichen Teil des Kruger Nationalpark sind es nur noch 135nm bis Polokwane. Wir sind ziemlich fertig und freuen uns auf ein Ende des Fluges. Mit dem Wechsel der Frequenz ändert sich einiges. Im Gegensatz zum Funkverkehr in Mosambik hat die Fluginformation in Südafrika richtig was zu tun. Einige Air-Taxis und ein Helicopter melden sich aus dem Krugerpark. Deutlich lassen sich an der Vegetation die Grenzen des Krugerpark erkennen. Das Grass- und Buschland wird von einigen Hügelketten durchbrochen. In der Ferne sind bereits die bis 1.750m hohen Soutpansberge, der nordöstlichste Gebirgszug Südafrikas zu sehen. Die Besiedlung und Infrastruktur nimmt stark zu. Am Strassennetz unter uns lässt sich erkennen, - wir sind nicht mehr in Mosambik.
Der Flug über die Soutpansberge ist ein echtes landschaftliches Highlight. Sattes grün und Felsformationen bieten den Augen Abwechslung vom braun-grau der Salzpfannen und Buschland. Mit Einflug in die TMA von Polokwane melden wir uns versehentlich mit Pietersburg Tower… Niemand antwortet! Der Pilot einer anderen Maschine macht uns per Funk auf den Irrtum aufmerksam: „Pietersburg called Polokwane since 2003, remember that!.“ Wir merken es uns und rufen Polokwane Tower. Als hätte man nur darauf gewartet, erhalten wir die Information zu Anflug und Landung. Nach 20min setzen wir weich auf Piste23 des Polokwane International Airport auf (FAPB). Es beginnt die übliche Arbeitsteilung. Die Piloten betanken die Flugzeuge, die Copiloten kümmern sich um Zollformulare und Gebühren. Die Bürokratie für Zoll und Einreise ist in Südafrika im Vergleich mit Mosambik erheblich geringer. Wir geniessen es! Nach 1h ist alles erledigt. Da sich die Dämmerung bereits ankündigt beschließen wir, erst am nächsten Tag nach Brits weiterzufliegen. Wir erhalten die Empfehlung im Hotel „The Ranch“ zu übernachten. Das Hotel liegt 25km südwestlich von Polokwane direkt an der Autobahn N1 Richtung Pretoria und besitzt eine eigene 1120m lange Grasspiste für „fliegende Gäste.“ Wie sich herausstellen wird, war dies ein super Tip.

Luxus mitten im Busch

Nach wenigen Minuten Flugzeit landen wir direkt vor dem im Stil einer Safari Lodge erbauten 4 Sterne Hotel. Wir haben kaum Zeit die Flugzeuge zu befestigen, da werden wir abgeholt und zur Rezeption begleitet. Schon beim Betreten der Anlage wird uns klar, - mit diesem Hotel haben wir einen guten Griff gemacht. Die Doppelzimmer sind als separate Suiten angeordnet und haben gute eine Ausstattung. Für 35 US$ p.P. und Übernachtung im Doppelzimmer erhalten wir einen ausgezeichneten Service.

Wir erfahren, dass ein eigener Safari-Park mit 35 Löwen und vielen anderen Tieren zum Hotel gehört. Es steht bereits fest, bevor wir nach Brits fliegen, wollen wir die Löwen sehen.
Beim guten Windhoek Lager Beer und vielen kulinarischen Genüssen lassen wir den Abend ausklingen. Ich bin in Gedanken noch immer in Mosambik. Dieses Land hat es mir angetan. Irgendwann werde ich wieder dort reisen. Dann vielleicht mit dem Auto um Land und Leute besser kennen zu lernen. Es ist ein faszinierendes Land.

ich glaube der Sessel ist für mich wie gemacht

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