Mont Blanc und Matterhorn
Tourübersicht
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Die easy-bird Tour in die Westalpen am 5./6. August 2017 war ein herrlicher und anspruchsvoller Zweitagesausflug mit abwechslungsreichen Strecken und traumhaften Sichten auf schweizer und französische Bergwelten.
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1. Tag: EDGM – EDTG – Masera – LFLG
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Zu viert trafen wir uns morgens in aller Früh und machten unsere beiden C42 klar. Ein kurzer Blick in die Web-Cam: Das Jungfraujoch und der Mont Blanc erstrahlten unter blauem Himmel wolkenfrei. Also deutlich besser als vorhergesagt. Leider kamen wir - „fast wie immer“ wäre ich versucht zu sagen - viel später als geplant los. Das sollte sich noch rächen. Die Zeit, die man morgens zu Beginn versemmelt, holt man nicht mehr ein. Doch dazu später. Und wer weiß, vielleicht bekam die Tour auch erst dadurch Ihre besonderen Reize und Eindrücke.
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Anflug Bremgarten
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Aber zurück zum Anfang: Der erste Tourabschnitt verlief unspektakulär und bekannt: Von Mosbach Richtung Pforzheim, westlicher Schwarzwald, an Freiburg vorbei, Landung in Bremgarten: MoGas und Flugplan. Für den Flug von Bremgarten bis Grenoble war uns die Flugzeit zu lange. In der Schweiz (Sion oder Lausanne) wollten wir keinen Zwischenstopp machen, um uns all die Zollformalitäten zu sparen, und nicht unnötig Höhe für den Mont Blanc aufzugeben. Also wagten wir uns nach Norditalien.
An der schweizer Grenze meldeten wir uns bei FIS (Zürich Information). Da war richtig was los am Funk. Die MOYO brauchte 10min bis sie mit ihrem Einleitungsanruf durchkam. Die MESY kämpfte hingegen mit sporadisch funktionierendem Transponder. Während wir über den Kanton Solothurn Richtung Berner Oberland flogen, nahm die Quellwolkendichte stetig zu. Wir suchten uns ein großes Wolkenloch und kämpften uns auf etwa 10'000 ft hoch. Dabei verloren wir uns aus den Augen. Die Sichten auf den Hauptalpenkamm waren aber genial! Gut, dass wir uns vorher auf 122,8 MHz air-to-air geeinigt hatten. So trafen wir uns über Interlaken wieder.
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Nun begann das Abenteuer Alpenquerung. Geplant war ursprünglich ein Überflug zwischen den beiden 4000ern Mönch und Jungfrau über das 11'370 ft hohe Jungfraujoch, um dann den größten und den längsten Gletscher der Alpen, den Aletschgletscher, hinunter zu „segeln“. Die Gipfel der „drei“ (Eiger, Mönch und Jungfrau) waren aber bereits dicht in Quellwolken eingepackt. Das Jungfraujoch war zwar gerade noch frei, die Dynamik der Quellwolken an den Berghängen erlaubte aber keine Prognose für die kommenden 5 Minuten. Östlich und westlich gab es aber ausreichend wolkenfreien Luftraum. Also meldeten wir FIS eine wetterbedingte Änderung der Route. FIS erwiderte mit „squak VFR“ und guten Flug. Etwas westlich fanden wir zwischen Breithorn und Grosshorn ein stabiles und ausreichend großes Fenster zwischen Sattel und Basis. Nach der Querung drehten wir nach links, um über den Grossen Aletschfirn zum Konkordiaplatz zu fliegen. Dort beginnt, gespeist von drei Tributärgletscher der Aletschgletscher. Der Abflug über den Gletscher zwischen braunen Bergkämmen, weißen schneebedeckten Graten und blauem Himmel war einfach einmalig. Müßig zu sagen, dass wir uns beim Queren wieder aus den Augen verloren haben.
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Blick auf Konkordiaplatz
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Flug über den Aletschgletscher
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Am Ende des Aletsch nahmen wir über Brigg Kurs auf den Simplonpass, um nach Domodossola ins Ossolatal (Piemont) zur Landung anzusetzen. In der Platzrunde trafen wir uns wieder. Blauer Himmel, sommerlich warme Temperaturen. Der Platz „di Masera“ empfing uns super freundlich. Gabriele fuhr uns noch zur nächsten Tankstelle, um MoGas Kanister zu füllen. Wir waren in Norditalien angekommen. Gemütlich, freundlich und schön.
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Tanken in Masera
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Airfield Masera
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Inzwischen nahm die Quellwolkendichte weiter zu. Tourplanung war angesagt. Wie sollten wir fliegen? Wo zurück ins Rhonetal? Oder von der italienischen Seite an den Mont Blanc? Dabei vergaßen wir, unseren Flugplan nach Grenoble rechtzeitig aufzugeben. Auch das Öffnen per Telefon ARO Milano war nicht von großem Erfolg gezeichnet. Wir entschieden uns, loszufliegen und im Val Formazza (Pomattertal) zum Nufenenpass hochzuschrauben. In den Tälern der Alpen bekamen wir keinen Funkkontakt zu Milano Information. Die Steigleistung war mau. Wir mussten eine lange Schleife zurück nach Süden fliegen, um ausreichend Höhe für den Nufenenpass zu bekommen. Dort angekommen hatten wir endlich Funkkontakt zu Zürich Information, die nichts von einem geöffneten Flugplan wusste. Inzwischen war es auch deutlich nach EOBT+30min... Dafür wurden wir mit herrlichen Blicken belohnt: Rechts die Zentralalpen, links das Blinnenhorn (3’374m) umringt von weiteren 3’000ern. Entlang dem Wallis (Rottental, Vallée du Rhône) kamen wir nun in die 4’000er Region, mit Blick auf das Monte Rosa Massiv samt Dufourspitze (4’634m). Der Vorbeiflug an den Nordwestflanken des Dom (4’545m) war super imposant. Über Zermatt hinweg führte uns der Flug direkt ans Matterhorn (4’478m). Welch ein Anblick. Aus der Perspektive bekommt man wirklich Ehrfurcht vor den furchtlosen Bergsteigern, die diesen Grat hochklettern!
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Blick aufs Blinnenhorn
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Nordwestflanke des Dom
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Matterhorn
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Jetzt kam der spannendste Teil der Reise: Vom Matterhorn über die weiten Gletscher der 4000er nach Chamonix am Mont Blanc . Wie gesagt: Vormittags war noch alles wolkenfrei. Inzwischen war der „weiße Berg“ unter einer Haube versteckt. Terrestrische Navigation in unbekanntem Gelände wurde spannend. Pilot und Co-Pilot hatten alle Hände voll zu tun. Die MOYO mit ihren 80PS stellte sich auf dieser Höhe mit zwei Erwachsenen als untermotorisiert heraus. In den Abwinden über den kalten Gletschern und in der dünnen Luft konnte die MOYO die Höhe nicht mehr halten. Der Gletscher kam immer näher. Die einzige Lösung war ein „Abtauchen“ in die Täler nach Süden (Aosta). Schließlich fand aber auch die MOYO den Weg zurück nach Chamonix. Muss ich noch erwähnen, dass wir uns wieder verloren hatten? Die MESY hatte mehrmals vergeblich versucht, die MOYO auf der 122,8 zu rufen.
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Berge und Gletscher
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Berge und Gletscher
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Berge und Gletscher
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Flug über den Aletschgletscher
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ausreichend Abstand macht Sinn
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Mont Blanc in Wolken
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immer im Blick - die Ausweichroute
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Mont Blanc (ein paar Wochen früher)
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Über Chamonix machten wir bei FIS unsere Standortmeldung, bekamen aber keine Antwort. Nach dem dritten Versuch merkten wir, dass wir noch auf 122,8 waren. Als wir zurück auf FIS waren, wurden wir von einer temporären Sperrzone voraus gewarnt. In Megève war an diesem Tag eine air-show. Da wollten wir eigentlich gerade drüber fliegen. Und wir waren der Meinung, eine gute Flugvorbereitung gemacht zu haben. Die temporäre LF-R ist uns offensichtlich entgangen. Nachdem wir verstanden haben, dass es um Megève und nicht Geneve ging und dass wir genau darauf zuflogen, waren wir mit einer scharfen Rechtskurve, der Suche nach einem passenden Wolkenloch, und Abschrauben unter die Basis erst mal beschäftigt. In Martigny hinter uns hatte es bereits begonnen zu regnen. Nun galt es, eine neue Route durch ein Almtal weiter nörlich zu finden, um Megève zu umfliegen. Bei Albertville kamen wir zurück in Isèretal. Und wie sollte es anders sein: Die MOYO war auch da. Wann immer wir uns verloren haben – am nächsten Treffpunkt waren wir fast gleichzeitig.
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Gott sei Dank, ist das nur eine lokale Erscheinung
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Isèretal mit Blick auf Grenoble
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Isèretal mit Blick auf Grenoble
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Die Abendstimmung beim Anflug auf Grenoble Le Versoud durch das Isèretal ließ die Herzen höher schlagen und den Adrenalinpegel wieder sinken. Welch ein Abenteuer!
Le Versoud hat uns freundlich empfangen. Unsere Hotelzimmer lagen in Grenoble town-down. Taxi gerufen: Tesla gekommen. Schick! Mit einem ausgedehnten, französischen Abendessen beendeten wir diesen abwechslungsreichen, gewaltigen Tourtag.
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Landeanflug Grenoble Le Versoud
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„Feierabend“
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2. Tag: LFLG – LFSM – EDTF – EDGM
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Der nächste Tag war unspektakulärer, wenn auch mit neuen, herrlichen Ausblicken. Nordwärts am Rand des Lac du Bourget flogen wir ins Rhônetal. Bei Bellegarde-sur-Valserine verließen wir das Rhônetal wieder und flogen durch die herrlichen Täler und Almlandschaften der französisch Seite des Juras Richtung Pontarlier.
Bei der Zwischenlandung in Montbéliard wurde ein neuer Reifen fällig, der mit vereinten Kräften in erstaunlich kurzer Zeit gewechselt war. Günter ist auf Touren immer auf so ein Ereignis vorbereitet. Ohne Reserverad im Gepäck geht er nicht auf Tour.
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Morgens in Grenoble
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Lac du Bourget
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Jura
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Reifenwechsel in Montbéliard
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Ein kurzer Flug nach Freiburg gab nochmals Zeit für Kaffee und Kuchen. Der Heimflug über den Wolken des Schwarzwaldes brachte uns schließlich zurück nach Mosbach.
Nach dieser abwechslungsreichen Tour mit gewaltigen Eindrücken und einmaligen Ausblicken wurde das Wochenende im gemütlichen Rahmen auf der Terrasse des Restaurants am Platz beendet.
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Autobahnkreuz an der A36 bei Montbéliard
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Blick auf Freiburg
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Freiburg
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Wir brauchen dringend Kaffe und Kuchen... ;-)
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D-MESY
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Über den Wolken
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Tourende in Mosbach
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Text
Markus Haiml
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