Tag 1
Doch am Morgen sieht es gar nicht so schlecht aus.
Bei kräftigem Wind auf der Nase starten wir nach Aufgabe des Flugplanes im Verband, mit 4 C42, in Richtung Tanger mit Sevilla Controll. Zunächst geht es auf 2000 ft. über Grund in Richtung Küste. Vor der Meerenge von Gibraltar treffen wir auf dichtere Wolkentürme und wir holen uns vom Tanger die Freigabe bis Fes auf Höhe 5.500 ft. zu fliegen. Die Schwimmwesten bereitliegend fliegen wir das erste Mal in unserem Fliegerleben übers offene Meer. Jede Menge Schiffe unter uns geben uns das Gefühl nicht alleine zu sein.
der erste Flug übers Wasser
Der neue Kontinent empfängt uns mit einer mächtigen Wolkendecke, die jedoch bei näherem Hinsehen ausreichend Wolkenlöcher zum Abtauchen zeigt. Das anfänglich mulmige Gefühl bessert sich schnell, nachdem wir feststellen, dass die Wolkenschicht nicht sehr dick ist und darunter noch 3000 ft. freie Sicht bis zum Grund bleibt.
Die Wettervorhersage hat in unserem Zielgebiet Fes am Nachmittag vereinzelt CB´s angekündigt, die dann auch 3 Std. nach unserer Landung reichlich Wasser ausschütten - Glück gehabt. Vor Fes wird die Wolkendecke dichter und die Untergrenze niedriger. Wir entschließen uns durch die noch vorhandenen Wolkenlöcher nach unten zu tauchen und unterhalb weiter bis nach Fes zu fliegen.
Anmeldung bei Fes Aproach, Freigabe und Einflug. eine Landebahn von 3000 m Länge und 50 m Breite empfängt uns. Alles läuft problemlos. Das Begrüßungskomitee erwartet uns bereits. Jede Menge Uniformierter, doppelt so groß wie unsere Crew.
Wir erleben erstmals das bürokratische Meldeverfahren, wie es sich an jedem der einzelnen Plätze wiederholt. Der erste Beamte teilt das Formular aus, der Zweite sammelt es wieder ein und gibt es dem dritten Beamten zum Lesen weiter. Nach kurzem Blick gibt dieser es an den 4. Beamten weiter, der diese prüft und zur Eingabe in den Computer weiterleitet. Das Tanken verläuft etwa in ähnlicher Weise. Alle Leute sind überaus zuvorkommend und sehr freundlich. Wir zurren die Flieger fest und fahren mit dem Taxi in die Stadt zu unseren Hotel
Blick auf Fes
Hans hat dort für uns einen Führer organisiert, der uns das Leben in der Stadt näher bringt und uns in die größte Medina von Marokko einführt. Auf unseren Hinweis, er sehe aus wie Roberto Blanco, lächelt er. Er sieht wirklich genauso aus.
Einmal dort eingetaucht findet man ohne Führer sicher nicht mehr heraus. Es ist wie ein Irrgarten, unbeschreiblich. Enge dunkle Gassen, und manchmal fühlt man sich unter den vielen Kapuzenmännern wie beim Ku-Klux-Klan, richtig unheimlich. Nachts wollten wir uns dort nicht hintrauen. Offensichtlich erkennt man uns dort nicht unbedingt als Touristen, denn wir bewegen uns dort fast wie wenn wir dazugehören.
Wir fühlen uns wie im Mittelalter. Menschen gehen ihren Geschäften nach, handeln, feilschen, arbeiten oder sitzen einfach nur stumm da und schauen dem Treiben zu. Kein Fahrzeug kann hier durch diese Gassen fahren. Umso erstaunlicher ist es wie das, was bei uns die Straßen und Autobahnen verstopft dort alles hinkommt.
Es ist unglaublich wie dort alles mit Eseln abgewickelt wird, ohne Telefon, Handy und Fax. Einfach nur auf Zuruf und Handschlag. Allein dafür stehen ca. 4000 Esel zur Verfügung. Richard fällt dort, wie immer, durch sein Äußeres auf. Nachdem man letztes Jahr in Andalusien mutmaßte er sei ein Mafia Boss, haben in die „Fes“er sofort als Ali Baba den Räuber identifiziert. Wir kriechen mit unserem Führer durch einen ca. 4 m langen Tunnel, der ca. 1 m breit und nur 1,50 m hoch ist, in den Hinterhof eines Hauses. Dort eröffnet sich vor unseren Augen ein dunkler Innenraum, der dem Schloss von Frankenstein alle Ehre gemacht hätte. Es arbeiten Leute hinter ihren Webstühlen gekauert im Halbdunkeln unter unbeschreiblichen Bedingungen. Dass man mit solchen steinzeitlich anmutenden Apparaten solche Stoffe zaubern kann, scheint uns allen unfassbar.
Der nachfolgende Besuch einer Gerberei steigert dieses Erlebnis allerdings noch. Vorwiegend alte Leute tappen dort den ganzen Tag in stinkenden, farbigen Brühen, und das für einen Lohn von 20 Diram am Tag, was ungefähr 2 € entspricht.
die Gerberei mitten in der Stadt
Von der absoluten Armut nur durch ein Tor getrennt, tauchen wir ein in die absolute Pracht eines Palastes, welches in ein Restaurant umgebaut wurde. Es ist einfach unglaublich, wie extrem die Gegensätze hier, wenige Meter voreinander sind.
Essen wie die Sultans
Nach Rückkehr in unser Hotel können wir immer noch nicht glauben, dass der Wechsel aus der Steinzeit zur Zivilisation so schnell geht.
Horst sagt immer wieder: „Wenn ich das in meinem Club erzählte.“
Am Abend checken wir nochmals das Wetter, es ist unsicher, da wir über den Atlas fliegen wollen. Am nächsten Morgen haben wir in Fes sehr gutes Wetter, aber der Atlas liegt in Wolken. Da wir kein präzises, lokales Wetter bekommen können, beschließen wir noch einen Tag hier zu bleiben und fahren mit dem Bus nach Meknes, um dort die Königsstadt zu besichtigen.
Am Abend wieder Breafing für die nächste Etappe. Das Wetter könnte passen.
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