Tag 6

Nach dem Tanken und einem Flirt mit der attraktiven weiblichen Flugplatzmiliz brechen wir von Kasane in Richtung Grootfontain in Namibia auf. Vor uns liegt das wildreiche Okavango Delta. Um besser zu sehen, fliegen wir dicht über dem Boden. Das ist nicht ganz ungefährlich, bietet aber die besten Einblicke in die Wasserwelt der unzähligen Kanäle und Sümpfe. Außerdem gibt es bei 100kt/h genug Reserve um die Maschine bei Gefahr nach oben zu ziehen.

Sumpflandschaft soweit das Auge reicht

überall gibt es Buschpisten

Einer der vielen Airstrips sieht besonders verlockend aus. Funk interessiert hier niemanden, - wir sind wie immer hier draussen alleine.

wolln wir mal sehen

Wir landen mitten im Okawango Delta. Gas raus, bei 60kt Klappenstufe 3. Bei 50kt macht der Taildragger eine 3-Punktlandung. Wir sind unten. Unten, das bedeutet eine Piste voller Steine und Dornen. Unruhig umrunden wir die Reifen aller Maschinen, können aber nichts feststellen.

Nach wenigen Minuten braust ein Jeep mit zwei Rangern heran. Man hat uns gesehen und will den Grund für den seltenen Besuch erfahren. Ungläubiges Staunen als sie erfahren, dass wir als Deutsche auf eigene Faust eine Tour per Flieger durch das Okawango Delta unternehmen. Nach 20min Small Talk und einen kräftigen Zug aus der Wasserflasche sitzen wir wieder im Flieger. Im Backtrack rollen wir zum Startpunkt über die Bahn zurück.

Nach dem Wenden traue ich meinen Augen nicht. Unmittelbar neben uns stehen in 10m Entfernung zwei große Kudu-Antilopen und beäugt argwöhnisch unseren Magnet-Check. Trotz Motorlärm und Staubfahne scheint die Neugier stärker als die Angst zu sein. Bei uns ist das anders. Gerne würden wir das Tier vor dem Start auf sicherer Distanz zur Piste wissen. Gedanken lesend trottet der Kudu davon. Jetzt Klappenstufe 1, Vollgas und leicht nach vorne drücken bis sich das Heck hebt. Schon verschwindet der Boden unter uns.

Gegen Mittag setzt über der Savanne heftige Thermik ein. Als Motorsegler mit 15m Spannweite fühlt sich die Lambada bei Thermik wie ein Fisch im Wasser. Rainer drosselt den Motor und steuert die Maschine in den Bart. Für ihn als Segelflieger kein Problem. So machen wir ohne Motorleistung einiges an Höhe.

 

die Lambada

Der ehemaligen Airbase Grootfontain sieht man den Glanz längst vergangener Tage noch an. Noch bis 1988 starteten von hier südafrikanische Mirage-Jets zu Kampfeinsätzen ins benachbarte Angola. Seitdem der Krieg vorbei und Sam Nujoma in Namibia an der Macht ist liegt der riesige Flugplatz mit seiner 3560m Betonpiste wie verlassen da. Der Zoll befindet sich im alten Tower, einem kleinen Betonwürfel mit Empore. Hier verdöst ein farbiger Zöllner die Mittagshitze. Lt. seiner Aussage, der einzig lebenden Seele am Platz, gibt es ca. 5 Flugbewegungen pro Tag. Heute haben wir bereits für 4 davon gesorgt.

da passen wir locker drunter durch

Beim Vorflug Check fällt der Blick auf das rechte Rad der Samba XL, - Reifenpanne! Und das gerade hier. Flirrend wabert die heiße Luft über die Piste. Kein Schatten in Sicht. Dafür aber der Wasserhahn am Wegesrand.

 

keine Tour vergeht ohne Reifenpanne

Wir haben Glück. Vincenzo hat ein paar Leute mit Werkzeug und Luftpumpe aufgetrieben. Mit einer eilig herangeschleppten Holzbank wird der Flieger auf der Tragfläche abgelegt. Die Ursache ist schnell klar. Die Samba XL hat sich auf der Bushpiste im Okavango Delta etliche Dornen eingefahren. Die Dornen werden entfernt und der neue Schlauch ist schnell eingezogen. Mit 2h Verspätung geht es weiter in Richtung Mokuti Lodge. Diesmal haben wir die Rechnung ohne das Wetter gemacht. Bedrohlich bauen sich in Flugrichtung einige CB´s auf. Die typische Amboßform lässt nichts gutes erahnen. Als die ersten Böen einsetzen und es zu regnen beginnt, planen wir um und fliegen nach Tsumeb.

Peter und ich sind mit der Samba XL als erste am Platz. Dank Spielerei mit dem Autopiloten sind wir viel zu hoch. Wir verringern auf TAS 60kt, setzen volle Klappen und Slippen was der Flieger hergibt. Trotz Sinkrate von max. 8m/s setzen wir erst im letzten Drittel auf der 1470m Bahn auf. Die Tankstelle am Ende der Bahn rast auf uns zu. Jetzt gibt es nur eine Entscheidung, besser Reflex. Vollgas und Ziehen, die Tankstelle gleitet diesmal unter uns vorbei. Nach einem tieferen Anflug setzt sich die Samba weich auf die Bahn.

 

Kaum sind wir unten, kommt Sepp Brösl mit seinem VW-Bus um uns abzuholen. Er ist der Platzbetreiber und hat uns landen sehen. Zwei Sambas kommen neben seiner C-172 im Hangar unter. Sepp, vor 40 Jahren aus Kärnten ausgewandert, jahrelang Busch- und Shuttle-Pilot für Minenarbeiter ist heute im Ruhestand.

Mit seiner Frau zusammen betreibt er die deutschsprachige Bed-& Breakfast Pension O.M.E.G die in jedem Namibia Reiseführer verzeichnet ist. Alle Zimmer sind gut eingerichtet und haben Klimaanlage. Die Atmosphäre ist angenehm und erinnert an einen Urlaub in Österreich. Gegessen wird im Hotel am Ort. Es ist wie immer gut und reichlich. Für uns gab es Krokodil als Vor- und 500g Rindersteaks als Hauptspeise. Beim zügellosen Verzehr von Grillfleisch macht man den Südafrikanern oder Namibiern nichts vor. Mit weniger als 300g Fleisch pro Abend hat man sich als Vegetarier geoutet.

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weiter zum nächsten Tag