Tag 2

Es ist 06:30 Uhr. Die Luft ist angenehm kühl und der Sonnenaufgang gigantisch. Der Himmel ist in weiche Rottöne getaucht. Auf der Runway vor mir stehen drei Sambas zum Start bereit. Dicht dahinter stehen Rainer und ich in unserer Taildragger Lambada. Nach zwei Tagen Licence Validation in Pretoria und zwei kurzen Nächten geht es endlich los. Das große Abenteuer kann beginnen.

Tanken auf afrikanisch

Nach dem Check folgt „Brits Traffic, ZU-GWR, Ready for departure“ und das Gas rein. Kräftig ziehen uns die 100PS des Rotax 912S schon nach wenigen Metern in die Luft. Unter uns zieht die Piste von Brits Airfield vorbei.
Außer der etwas engen Sitzposition und der geringen Zuladung von einer kleinen Sporttasche und Wasserflasche pro Person erinnert hier nichts mehr an ultraleichtes Fliegen vergangener Tage. Rumpf und Tragflächen aus GFK, vor allem Verstellpropeller und Autopilot sind ein Luxus den wir auf dieser Reise noch schätzen lernen werden.
Noch eine Linkskurve um uns von Rainers Frau Barbara zu verabschieden. Als gute Seele des Hauses hat Sie in den vergangenen Tagen für uns die Unterkunft, excellente Verpflegung und vor allem die World Aeronatical Karten für unsere Tour organisiert. Sie steht vor den Hangars von „Wings´n Tracks“ und winkt hinauf
Nun sitzen wir, die sieben Schwaben der UL-Fliegergruppe aus Mosbach in den von Rainer gebauten Maschinen und können uns von seinem Perfektionismus überzeugen. Alles zeugt von professioneller Fertigung von der sich andere Ultraleichte eine Scheibe abschneiden können.

In 4700 Fuß, gerade mal 1000 Fuß über Grund geht es über den Stausee Roodekopjes Dam Richtung Nordost. Die Luft ist glasklar. Unter uns zieht dunkelgrünes Buschwerk und eine Landschaft in verschiedenen satten Grün- und Gelbtönen vorbei. Südafrika habe ich mir viel trockener vorgestellt.
Jetzt, im südafrikanischen Sommer ist Regenzeit und seit 2 Wochen hat es hier geregnet. Heute verspricht der wolkenfreie Himmel allerdings alles andere als Regen.

Immer wieder tauchen Airstrips unter uns auf, diverse Buschpisten bei deren Anblick wir in Versuchung geraten und „schnell mal landen wollen“. Keine der Pisten scheint kürzer als 500m zu sein. Kein Wunder, an deren Ende steht meistens eine Cessna 172 neben dem Farmhaus. Für unsere Samba und Lambada sind 500m zum landen und starten mehr als genug. Um der Verlockung wenigstens etwas nachzugeben, machen wir einige tiefe Überflüge und entdecken dabei einen Verkehr ganz anderer Art, - Antilopen auf der Piste.

Bis zum Kariba-Stausee im Norden Zimbabwes sind es lange 850km. Eine Zwischenlandung laut Zoll ist nicht erlaubt. Aber wer will kontrollieren, ob wir auf einem einsamen Airstrip in endloser Buschsavanne für 15 Minuten unseren Gesäßmuskeln Erholung gönnen werden? Jeder UL-Pilot kennt das Gefühl welches sich nach mehr als zwei Stunden angeschnallten Sitzens vom Hintern Richtung Becken und Oberschenkel ausbreitet.

Von Pietersburg geht es über die Soutpansberge, vorbei an Louis Trichard Richtung Zimbabwe. Ruhig läuft der Motor mit 3800 Umdrehungen bei 100kt/h. Daran hat der Prop großen Anteil. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings die Justierung des Verstellpropellers. „Für den Reiseflug Kurbel ganz rein- und zwei Umdrehungen wieder rausdrehen“ höre ich Rainer sagen. „Dabei den Ladedruck nicht über 24 bar ansteigen lassen.“ Ich kurbel und der Ladedruck schießt nach oben und dann nach unten. Nach einigen Übungen klappt es endlich.

 

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